Geschichtlich-philosophischer Hintergrund

 

T’ai Chi Ch’uan stammt aus dem jahrtausendealten Wissens- und Erfahrungsschatz der chinesischen Kultur. Seine Wurzeln hat es in der taoistischen Philosophie, ein Leben in Einklang mit sich selbst und den Naturgesetzen zu führen.

Zu Beginn entwickelten es taoistische Mönche, die in den Bergen lebten, zur natürlichen Gesunderhaltung, zur Meditation und zur Selbstverteidigung. Es sollte zur Stärkung der inneren Kraft und zur Ausbildung von Weisheit dienen.

 

Die Taoisten befassten sich mit dem was im Leben auf natürliche Weise vorhanden ist. Sie versuchten durch Beobachtung und Erfahrung auf das Leben zu schließen und es zu verstehen. So entstand die Lehre des Yin und Yang. Sie besagt, dass alles aufeinander bezogen ist und einem ständigen Wechsel und Wandel unterliegt. Die Lebenskraft oder Energie „Ch'i“ ist die Quelle allen Lebens. Ausdruck dieser Energie sind die polaren Kräfte

Yin und Yang,  z.B.

 

Yin

Erde

Materie

Nacht

Ruhe

dunkel

weiblich

weich

leer

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links

 

 

Yang

Himmel

Geist

Tag

Bewegung

Hell

männlich

hart

voll

öffnen

rechts

 

 

Yin und Yang bedingen sich gegenseitig und   bilden eine nicht zu trennende Einheit.

  • T’ai Chi wird als „die Mutter“ von Yin und Yang  bezeichnet. Es steht für das Höchste, das Tao, dem göttlichen Urgrund allen Seins, also über der Welt der Gegensätze.
  • Chuan bedeutet Hand/Faust und meint die Umsetzung in die Welt.

T’ai Chi Ch’uan bedeutet: durch die Übung zum

Einklang mit dem Tao zu kommen, sich zu vervoll-kommnen.

 

Das T’ai Chi Symbol stellt Yin und Yang dar. Es ist ein Kreis mit einem hellen und einem dunklen Anteil und hat jeweils einem kleinen Punkt des Anderen in sich.

 

Die Anfänge des Taoismus gehen auf das goldene Zeitalter Chinas ca. 3000 v. Chr. zurück. Das „Tao te king“ von Laotse ca. 600 v. Chr. wird im Allgemeinen als das grundlegende schriftliche Werk angesehen. Es bietet heute wie damals Einsichten von tiefer und umfassender Gültigkeit und weist den Weg zu einem wesenhaften, einfachen, natürlichen Leben.

 

Aus den Ürspüngen des T’ai Chi Ch’uan entwickelten sich aufgrund von Geheimhaltung verschiedene Stile, die dem entsprechenden Familiennamen zugeordnet wurden. Die bekanntesten sind der Chen-Stil, der Yang-Stil, der Wu-Stil, der Sun–Stil. Die Grundprinzipien des T’ai Chi sind jedoch die Gleichen. Sie sind in den nur wenige Seiten umfassenden klassischen Schriften, Texte alter Meister festgelegt. Um 1956 verbreitete sich der Peking-Stil mit 24 Stellungen zum Volkssport. Die ursprünglichen Prinzipien wurden hier nicht mehr beachtet.

Mit Cheng Man-Ch’ing (1900 - 1975) -  ein Meister des Yang-Stils ­- gelangte T’ai Chi Ch'uan Anfang der Sechzigerjahre nach Amerika und von da nach Europa. Er gilt als einer der Wegbereiter des T'ai Chi in den Westen. Um die vielen guten Wirkungen einer breiteren Bevölkerungsschicht zugänglich zu machen, entwickelte er die Kurzform mit 37 Stellungen. Sie entsprechen den Grundprinzipien eines guten T’ai Chi mit entsprechender Energieentwicklung. Cheng Man-Ch’ing war auch als Arzt bekannt. Außerdem trat er in der Dichtkunst, als Maler und Kalligraph hervor.

 

Seine Empfehlungen zum Üben des T’ai Chi:

  • „Fürchte dich nicht an dir zu arbeiten“ – oder,
     mit Ausdauer und Beharrlichkeit wird es zu Fortschritten kommen.
  • „Fürchte dich nicht einen Verlust zu erleiden“ – oder,
    ist man gierig, so kann nichts gründlich gekaut werden - wenig wird viel, vieles macht wirr. 
  • "Fürchte keine Einschüchterung“ – oder,
    das Härteste der Welt - bezwungen wird es vom Geschmeidigsten.

 

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